Januar 2002

[expand title=“Witold Lutoslawski – Mala suita“]

Witold Lutoslawskis Mala suita (= kleine Suite) entstand in einer Zeit, in der sich die Obrigkeit in den Staaten des Warschauer Paktes zunehmend in die Kunst und damit auch in die Musik einmischte. Lutoslawskis erste Symphonie von 1947 hatte bereits Missfallen erregt. Die Mala suita hingegen bot wegen des Rückgriffs auf Volksmusik aus Südpolen keinerlei Angriffspunkte und setzte sich bald im Konzertrepertoire durch. Das Werk ist einer der ersten Versuche Lutoslawskis, folkloristische Elemente in seine Musik einfließen zu lassen.

Der erste Satz der Mala suita („Fujarka“) ist ein Dialog zwischen einer fröhlichen, tänzerischen Figur der Piccolo-Flöte und dem Orchester. Der zweite Satz („Hurra Polka“) ist ein ausgelassenes Scherzo. Der Titel des dritten Satzes („Piosenka“) bedeutet „Lied“. Hier wechselt die ruhige Melodie von Instrument zu Instrument. Der letzte Satz („Taniec“ = „Tanz“) verwendet einen regionalen Tanz, in den ein liedartiger Mittelteil eingeschoben ist.

Die Mala suita wurde zunächst für Kammerorchester komponiert und im polnischen Rundfunk 1950 uraufgeführt. Ein Jahr später arbeitete Lutoslawski das Werk für Sinfonie-Orchester um.

Robert Waltemath, Januar 2002

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[expand title=“Carl Maria von Weber – Klarinettenkonzert Nr. 2 Es-Dur op. 74″]

Carl Maria von Weber ist als Schöpfer der romantischen Oper (insbesondere durch die 1821 uraufgeführte Oper „Der Freischütz“) jedem Musikliebhaber ein Begriff. Weitgehend unbekannt ist dagegen, dass er ein virtuoser Pianist und einer der ersten Dirigenten war. Obwohl Weber noch ein Jahr vor Beethoven starb, gehört er zu den frühen romantischen Komponisten des 19. Jahrhunderts. Er komponierte mehrere hundert Werke der unterschiedlichsten Gattungen, darunter zwei Klavier-, ein Fagott- und zwei Klarinettenkonzerte.

Weber schrieb seine beiden Klarinettenkonzerte 1811 im Auftrag König Maximilians von Bayern für den Klarinettisten Heinrich Baermann. Die Klarinette war zu diesem Zeitpunkt noch ein Neuling im Orchester. Erst Mozarts Werke, vor allem das Klarinettenkonzert in A-Dur KV 622, gaben der Klarinette ihren Platz als Solo-Instrument im Orchester.

Webers zweites Klarinettenkonzert in Es-Dur wurde am 25. November 1811 in München „mit rasendem Beifall“, wie der Komponist in seinen Tagebüchern vermerkt, uraufgeführt. Der Anfangssatz folgt der Sonatenform und beginnt mit einem Orchesterritornell. Im zweiten, langsamen Satz ist der Opernkomponist Weber unverkennbar: Die Klarinette hebt immer wieder zu kantablen, ariosen Partien an. Vor dem Hörer scheinen sich kleine instrumentale Szenen abzuspielen. Besonders kurz vor Schluss erinnert eine ausdrucksstarke, „Recitativo ad libitum“ überschriebene Stelle deutlich an ein Opernrezitativ. Der zweite Satz zeichnet sich außerdem durch eine besonders farbige Instrumentierung aus. Reine Streicher- und Holzbläserstellen wechseln sich mit orchesterbegleiteten Partien der Klarinette ab.

Der überschwengliche Finalsatz („Alla polacca“) zählt zu den anspruchsvollsten der gesamten Klarinettenliteratur. Die Klarinettenstimme besticht durch rhythmische Finesse und ungezügelte Spielfreude.

Robert Waltemath, Januar 2002

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[expand title=“Peter I. Tschaikowski – Sinfonie Nr. 1 g-moll op. 13″]

Die erste eigene Sinfonie war für manch einen Komponisten – man denke allein an Johannes Brahms – mit ungewöhnlichen Anstrengungen verbunden. Und auch Tschaikowski fiel die Arbeit an seinem sinfonischen Erstlingswerk außerordentlich schwer. Anders als bei Brahms waren bei ihm allerdings äußere Gründe ausschlaggebend.

Am 4. März 1865 wurde mit der Ouvertüre in F-Dur in Moskau erstmals ein Werk Tschaikowskis öffentlich aufgeführt. Der Erfolg veranlasste den Komponisten, umgehend mit der Komposition einer eigenen Sinfonie anzufangen. Die Phase der Hochstimmung wurde jedoch bald jäh unterbrochen, als eine Kantate über Schillers „Ode an die Freude“, die Tschaikowski im St. Petersburger Konservatorium als sein Prüfungsstück aufgeführt hatte, vom Komponisten César Cui geradezu zerrissen wurde (Cui bezeichnete Tschaikowski als ’sehr schwach‘ und ‚talentlos‘). Fortan wurde der junge Komponist von Selbstzweifeln geplagt. In Briefen berichtet er von stechenden Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit, Ende Juli erlitt er sogar einen Nervenzusammenbruch.

Nachdem das Scherzo bereits im Dezember 1866 und der zweite Satz im Februar 1867 zum ersten Mal aufgeführt wurden, ließ die Uraufführung der gesamten Sinfonie nach zahlreichen Revisionen bis zum Februar 1868 auf sich warten. Die Partitur wurde nach weiterer gründlicher Überarbeitung erst sechs Jahre später gedruckt, eine erneut von Tschaikowski sorgfältig durchgesehene endgültige Fassung erst 1888.

Der erste Satz trägt den Untertitel: „Träume auf winterlicher Fahrt“. Er beginnt unmittelbar mit der Vorstellung des pentatonischen, volksliedartigen Hauptthemas in den Flöten und Fagotten unisono. Es wird von Streichertremoli, die die Grundtonart g-Moll festlegen, untermalt. Das zweite Thema ist durch chromatisch abwärts gerichtete Staccatofiguren – zunächst in den Holzbläsern – eher rhythmischer Natur.

Der erste Satz endet so karg wie er begonnen hat: Beide Themen werden – zunehmend verkürzt – ein letztes Mal über tremolierenden Streichern präsentiert. Mit einem Pianissimo-Akkord der Blasinstrumente verklingt der Satz in der Anfangstonart g-Moll. Auch der lyrische zweite Satz in Es-Dur trägt einen Untertitel: „Rauhes Land, nebliges Land“. Diese zusätzlichen Bezeichnungen des Komponisten sind wohl kaum als Verständnishilfe oder gar als Programm gedacht, sondern bezeichnen eher eine subjektive Grundstimmung.

Aus der zarten Streicher-Einleitung löst sich nach einiger Zeit ein melancholisches Thema in den Oboen, das weite, kantable Bögen zeichnet. Es wird vom Fagott und Trillerfiguren der Flöte begleitet, die Streicher füllen den Satz lediglich auf. Nach einem ersten Zwischenteil erscheinen die Melodiebögen nun in den Celli, die von Liegetönen der Holzbläser, bewegten Sechzehntelfiguren der Violinen und Pizzicati der Bratschen und Kontrabässe begleitet werden. Im letzten Drittel des Satzes taucht das Thema ein letztes Mal mit einem markanten Fortissimo-Einsatz der Hörner auf. Begleitet von Holzbläsern und Streichern schwingt sich die Musik nun zu einem großen Höhepunkt auf, ehe auch der zweite Satz verhalten ausklingt – mit ruhigen Streicherlinien und einem Pianissimo-Akkord der Bläser in Es-Dur.

Der durch punktierte Rhythmik geprägte dritte Satz der Sinfonie ist die Umarbeitung und Orchestrierung des Scherzos aus Tschaikowskis eigener Klaviersonate in cis-Moll (op. post 80) von 1865. Auch hier kommt Tschaikowski mit einer relativ sparsamen Besetzung aus Streichern, Holzbläsern und Hörnern aus. In den ersten drei Sätzen entspricht die Besetzung somit ungefähr derjenigen einer Mendelssohn-Sinfonie. Erst im Finalsatz erweitert Tschaikowski das Orchester um tiefe Blechblasinstrumente.

Das Finale der Sinfonie ist ein Sonatenrondo, dessen Thema auf das russische Volkslied „Cveli cvetiki“ (zu deutsch etwa: „Es blühten Blümchen“) zurückgeht. Ähnlich wie im ersten Satz lässt sich hier die Vorliebe Tschaikowskis für eine archaisierend-folkloristische Themengestaltung erkennen. Aus einer kargen Bläsereinleitung („Andante lugubre“) erwächst das Thema in den Violinen. Nach einem kurzen Rückgriff auf die Einleitung folgt ein großes Allegro. Zum ersten Mal in der Sinfonie kommen hier Tenor- und Bassposaunen sowie Tuba zum Einsatz. Der Finalsatz mündet – nach einer erneuten Zurücknahme auf das Material des Satzanfangs – in eine gewaltige Steigerung, die den Satz unter Aufbietung aller Kräfte in strahlendem G-Dur beschließt.

Robert Waltemath, Januar 2002

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[expand title=“Solist: Anton Säckl„]

Der Solist Anton Säckl wurde bereits mit 14 Jahren als Jungstudent am Mozarteum Salzburg aufgenommen, wo er sein erstes Konzertdiplom mit Auszeichnung absolvierte. Nach einem Studium an der Musikhochschule Detmold/Dortmund gewann er das Probespiel für das Praktikum beim Göttinger Symphonie Orchester, wo er aufgrund seiner klarinettistischen und musikalischen Fähigkeiten im Laufe seiner dreijährigen Tätigkeit auch immer wieder an der Soloklarinette zu hören war. (Januar 2002)

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