Januar 2015

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[expand title=“Franz Schu­bert – Sym­pho­nie Nr. 8 h-Moll“]

Franz Schubert wurde am 31. Januar 1797 in Liechtenthal bei Wien geboren. Dort verbrachte er seine Kindheit und erhielt erste musikalische Impulse. Mit elf Jahren wurde er Mitglied der Wiener Sängerknaben. Er verbrachte seine Jugend im angeschlossenen Konvikt, wo er neben einer allgemeinen Schulausbildung auch die Grundlagen für sein kompositorisches Schaffen erwarb. 1813 kehrte er nach Liechtenthal zurück und verdiente seinen Lebensunterhalt als Lehrergehilfe bei seinem Vater in der Schule seines Heimatdorfes. Daneben widmete er sich aber vor allem seiner musikalischen Weiterbildung und komponierte zahlreiche seiner bekannten Lieder. Auch die 1. Symphonie und die Messe in F entstanden in dieser Zeit.
Ab 1818, wieder in Wien, konnte Schubert sich dank seines großzügigen Freundes Franz von Schober und anderer Gönner ganz dem Komponieren widmen. Er blieb zeitlebens auf diese Förderung angewiesen, da größere finanzielle Erfolge ausblieben. Besondere Bekanntheit erlangten die „Schubertiaden“, gesellige musikalische Zusammenkünfte mit befreundeten Künstlern, bei denen unter anderem viele von Schuberts kammermusikalischen Werken zu Gehör gebracht wurden. Seine Bemühungen um größere öffentliche Anerkennung blieben jedoch zu Lebzeiten – mit Ausnahme eines Konzerts im Wiener Musikverein kurz vor seinem Tod 1828 – vergebens. Viele seiner großen Werke wurden erst nach seinem Tod zur Aufführung gebracht, etwa die letzten beiden Symphonien.
Schuberts Schaffen ist vor allem in seinen frühen Werken noch hörbar der Tradition der Wiener Klassik verbunden, lebte und arbeitete er doch in unmittelbarer zeitlicher und geografischer Nähe zu Beethoven, der nur ein Jahr vor ihm starb. In den kammermusikalischen Formen, dem Kernstück seines Wirkens, ging Schubert jedoch schon zeitig neue Wege. Er gilt als Meister des romantischen Kunstliedes (Liederzyklen: Die Winterreise, Die schöne Müllerin). Die neuen Ausdrucksmöglichkeiten, welche ihn im lyrischen Schaffen auszeichnen, sind auch in den späten Symphonien wiederzufinden.

„Wollte ich Liebe singen, ward sie mir zum Schmerz. Und wollte ich wieder Schmerz nur singen, ward er mir zu Liebe. So zerteilte mich die Liebe und der Schmerz“ (aus Schuberts „Mein Traum“, 3. Juli 1822)

Unterschiedliche Zählungen der letzten Symphonien führten dazu, dass die „Unvollendete“ sowohl als Nr. 7, 8 oder 9 bekannt ist. Mit der Arbeit an seiner h-Moll-Symphonie begann Schubert im Herbst 1822, stellte jedoch nur den 1. (Allegro moderato) und 2. Satz (Andante con moto) fertig. Er skizzierte nur einen kurzen Anfangsteil des Scherzos, welches als dritter Satz hätte folgen sollen. Über die Gründe, die den Komponisten daran hinderten, die Sinfonie zu beenden, gibt es viele Spekulationen. Obwohl nur zweisätzig, zählt die h-Moll-Symphonie zu den meistaufgeführten sinfonischen Werken Schuberts. Auch in diesem Instrumentalwerk zeichnet sich der „Liedkomponist“ Schubert durch seine lyrischen Themen aus. Beide Sätze sind entsprechend der Sonatenhauptsatzform aufgebaut. Im Gegensatz zum klassischen, heiteren Charakter seiner früheren Sinfonien ist dieses Werk von einer Grundstimmung schmerzlicher Tragik durchdrungen. Als Leitgedanke ist dem ersten Satz eine düstere Melodie der tiefen Streicher in der Grundtonart h-Moll vorangestellt. In dieser Tonart zeichnete Schubert in seinen Liedern mit besonderer Vorliebe musikalische Bilder vom Grab, welches in seiner Generation als Sehnsuchtsort und letzte Zuflucht gegolten haben soll.
Die Themen der Exposition spiegeln die innere Zerrissenheit zwischen Liebe und Schmerz wider. Dem schmerzlichen Klagegesang der Holzbläser folgt ein heiteres, teils wehmütiges Ländlermotiv der Streicher. Der zweite Satz vermittelt, beginnend in E-Dur (mit einem Pizzicatomotiv der Kontrabässe, das zum Hauptthema hinführt) zunächst eine hellere, verklärte Stimmung. Das eindringliche Seitenthema in cis-Moll, erstmals von der Klarinette vorgestellt, wird von einem harmonisch komplexen Geschehen getragen. Der zweite Satz verklingt nach der Rückkehr zum Haupthema in der Coda im wehmütigen Pianissimo.
Im Sinne der „Unvollständigkeit“ bringt die Akademische Orchestervereinigung an den 2. Satz anschließend das nur 20 Takte lange Fragment des Scherzos zur Aufführung.

Katharina Bettin

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[expand title=“Anton Bruck­ner – Sym­pho­nie Nr. 7 E-Dur“]

Anton Bruckner wurde 1824 in Ansfelden, Österreich, als Nachkomme einer österreichischen Bauernfamilie geboren. Von seinem Vater, der Schulmeister war, erbte er den Sinn für Kirchenmusik und das Streben zur Weiterbildung. Schon im Alter von zehn Jahren konnte er diesen an der Orgel vertreten. Mit dem Tod seines Vaters wurde der 13-jährige Bruckner als Singknabe im Augustinerchorherrenstift Sankt Florian aufgenommen, an dem er 1845 selbst Schulgehilfe wurde. Während dieser Zeit vervollkommnete er sein Orgelspiel und seine Kompositionstechnik, sodass sich die allmähliche Entwicklung vom Lehrer zum professionellen Musiker abzeichnete. Später führte er seine musikalischen Studien in Linz, dann in Wien fort, wo er das Amt des Hofkapellmeisters bekleidete und den Ehrendoktortitel der Universität erhielt. Wegen seiner (unerwiderten) Verehrung für Richard Wagner, auf dessen Tod das Adagio dieser 7. Symphonie eine Trauermusik darstellt, wurde Bruckner von seiner Gegnerschaft wie u. a. Brahms mehr als Wagneranhänger denn als eigenständiger Komponist bezeichnet. Der trotz etlicher Bemühungen sein ganzes Leben lang unverheiratet gebliebene Bruckner starb 1896 in Wien. Erst die Nachwelt zählt Bruckner zu den großen Symphonikern des 19. Jahrhunderts.
Bruckners Schaffen konzentrierte sich gleichermaßen auf die Kirchenmusik wie auf die Sinfonik. Die Siebente ist Bruckners meistgespielte Symphonie und gilt als eines seiner zentralen und bedeutendsten Werke. Mit ihrer Uraufführung 1884 in Leipzig erzielte er den ersten bahnbrechenden Erfolg, nachdem die früheren Symphonien entwe-der „durchgefallen“ oder gar nicht erst zur Aufführung gelangt waren.
Der 1. Satz Allegro moderato wird bestimmt durch die Melodiosität des ausgedehnten, sich scheinbar unendlich fortspinnenden Hauptthemas, welches zu Anfang durch die Violoncelli und Hörner vorgetragen wird.
Die erstmals von Bruckner im Adagio eingesetzten Wagnertuben spielen einen choralartigen, feierlichen Dialog mit den antwortenden Streichern. Der Schlussteil ist unter dem Eindruck der Nachricht von Wagners Tod (1883) „zum Andenken an den hochseligen, heißgeliebten unsterblichen Meister“ geschrieben.
In dem sehr schnellen Scherzo, welches durchweg im Dreivierteltakt gehalten ist, macht Bruckner sich die Faszination zu Nutze, die aus der stereotypen Wiederholung eines kurzen Motivs in hoher Frequenz resultieren kann. Ein sangliches, an österreichische Volksmusik erinnerndes Trio wird von zwei energiegeladenen Außenteilen eingerahmt.
Das Finale steigert sich nicht nur zum Ziel hin, sondern wirkt gleichzeitig auch wie ein auf den Anfang zurückgreifender Bogen: Die Symphonie mündet in einem krönenden Abschluss, wenn das mächtige Hauptthema aus dem 1. Satz nun im Fortissimo vom ganzen Orchester erklingt.

Almuth Raithel
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