Juli 2012

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[expand title=“Carl Nielsen – Helios Ouvertüre op. 17″]

Am 9. Juni 1865 auf der dänischen Insel Fünen als Sohn eines armen Malers geboren, durchlebte Carl Nielsen eine wechselvolle musikalische Karriere, die ihn schlussendlich zum berühmtesten dänischen Kompo-nisten seiner Zeit machen sollte. Vom Vater Niels Jørgensen, der als Laienmusiker mit einem Trio auf Bauernfesten auftrat, erhielt er seit seinem achten Lebensjahr Geigenunterricht. 1879 bekam er eine Stelle im Militärorchester in Odense, allerdings als Blasmusiker. Es folgte ein Violinstudium und eine Anstellung als Geiger in der Hofkapelle Kopen-hagen; nebenbei begann er zu komponieren. Von 1905 bis 1914 war Nielsen Dirigent der Hofkapelle; danach widmete er sich vollständig der Komposition. Am berühmtesten sind seine sechs Symphonien.
1903 reiste Nielsen mit seiner Frau, der dänischen Bildhauerin Anne Marie Brodersen, nach Griechenland, weil diese antike Statuen aus der Akropolis nachbilden wollte. Nielsen nutzte die Zeit und die inspirierenden Sonnen-untergänge am Ägäischen Meer, um die Helios-Ouvertüre zu schreiben, in der er den Lauf der Sonne über das Firmament nachbildet. Das Julius Röntgen gewidmete Stück trägt das Motto „Stilhed og mørke — så stiger sol under frydefuld lovsang — vandrer sin gyldne vej — sænker sig stille i hav.“ („Stille und Dunkelheit — dann steigt die Sonne unter freudigem Lobgesang — wandert ihren goldenen Weg — senkt sich still ins Meer.“).

Allegro ma non troppo, Hauptthema (ab Takt 75)nielsen_helios_clip_image002

Liegetöne der Streicher und Hornmotive eröffnen die Ouvertüre, deren langsame Einleitung(Andante tranquillo) nach einer großen dynamischen Steigerung ins heroische Hauptthema des Mittelteils (Allegro ma non troppo) übergeht. In dessen Durchführung sticht ein temperamentvolles Fugato heraus, ehe – nach einer Reprise des Hauptthemas im Tutti – die Dämmerung einsetzt. Das Stück verklingt ähnlich, wie es begann, mit Liegetönen der tiefen Streicher.

Die Uraufführung am 8. Oktober 1903 mit der Hofkapelle wurde vom Publikum begeistert aufgenommen, stieß bei Kritikern jedoch auf geteilte Meinungen. So schrieb beispielsweise Gustav Hetsch, Helios habe „die unglückliche Schwäche für ein ‚Sonnenstück‘, dass es nicht scheint und nicht wärmt“.
Ungeachtet dessen erfreut sich die Ouvertüre heute großer Beliebtheit und wird vom Dänischen Rundfunk jedes Jahr an Silvester direkt nach dem Jahreswechsel gespielt.

Moritz Disselkamp, Juli 2012

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[expand title=“Jean Sibelius – Violinkonzert in d-Moll op. 47″]

Jean Sibelius (1865–1957) war ein finnischer Komponist der Spätromantik, der für die nationale Identität von Finnland eine große Rolle spielt.
Als Jugendlicher wollte er selbst Sologeiger werden, diesen Wunsch gab er allerdings auf, als ihm klar wurde, dass er zu spät mit dem Geigen-unterricht begonnen hatte. Danach widmete er sich der Komposition. Kennzeichnend für seine Musik ist sein Umgang mit Tonalität sowie die Entwicklung und Variation von Themen durch kurze Motive. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Finlandia, die Karelia-Suite und das Violinkonzert in d-Moll.
Um die Jahrhundertwende wurde Sibelius zunehmend außerhalb Finn-lands bekannt. Für eine Tour durch Nordeuropa wollte er ein Violinkon-zert schreiben, das Willy Burmester in Berlin uraufführen sollte. Eine erste Version wurde dann jedoch schon 1904 von Victor Novacek in Helsinki aufgeführt. Weil diese Version aber sehr schlechte Kritik bekam, unter anderem, weil der Solo-Part sehr schwierig und schlecht gespielt war, schrieb Sibelius eine neue Version des Konzertes. Diese wurde 1905 in Berlin von Karel Halí? gespielt. Dadurch fühlte sich Burmester so beleidigt, dass er das Konzert nie mehr spielen wollte, und Sibelius änderte die Widmung auf den ungarischen Geiger Ferenc von Vecsey. Heute wird nur noch die zweite Version des Konzertes gespielt.
Das Violinkonzert ist das einzige Solokonzert, das Sibelius geschrieben hat. Der erste Satz hält sich noch an die Sonatenhauptsatzform, wobei die Themen in der langen Kadenz vom Solisten durchgeführt werden. Der zweite langsame Satz steht in Liedform, der dritte Satz besticht durch seine markanten Rhythmen, in denen beispielsweise 3/4- und 6/8-Metrum gegeneinander stehen:

3. Satz, erster Tutti-Einsatz (ab Takt 48)

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Dieses Konzert ist noch in dem Sinne klassisch, dass es die Virtuosität des Solisten darstellen soll, und gehört zu den technisch schwierigsten Violin-konzerten.

Gisela Grohne, Juli 2012

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[expand title=“Johannes Brahms – Symphonie Nr. 2 in D-Dur op 73″]

Johannes Brahms, am 17. Mai 1833 in Hamburg geboren, gilt als einer der bedeutendsten Komponisten Europas.
Mit sieben Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht bei Otto Friedrich Willibald Cossel, der bald sein kompositorisches Talent erkannte und ihn 1843 an den damals bekannten Komponisten Eduard Marxsen vermittelte. In diesem Jahr trat Brahms bereits zum ersten Mal als Pianist auf und wurde daraufhin als Wunderkind gefeiert. Seine ersten Werke veröffentlichte er häufig unter Pseudonymen und es waren hauptsächlich Klavierwerke, da er noch nicht mit den Möglichkeiten des Orchesters vertraut war.
Mit 20 Jahren verließ Brahms Hamburg, unternahm Konzertreisen und lernte verschiedene berühmte Persönlichkeiten kennen, wie zum Beispiel Franz Liszt in Weimar und Robert und Clara Schumann in Düsseldorf. Im Oktober 1853 veröffentlichte Robert Schumann den Aufsatz „Neue Bahnen“, in dem er Brahms als kommenden Meister der Musik ankündigt. Brahms wurde durch Schumanns Hilfe schnell berühmt, hatte jedoch große Angst, den Ansprüchen der Öffentlichkeit nicht zu genügen. Er pendelte in den folgenden Jahren viel zwischen Detmold, Hamburg und Wien, leitete verschiedene Chöre und gab viele Konzerte. 1858 lernte Brahms in Göttingen Agathe von Siebold kennen. Er verliebte sich in die Sängerin, schrieb Liebeslieder und verbrachte schöne Sommermonate mit ihr. Überglücklich kaufte er bereits zwei Ringe und jedermann erwartete einen Heiratsantrag, doch Brahms schrieb ihr nur: „Ich liebe Dich! Ich muss dich wiedersehen, aber Fesseln tragen kann ich nicht …“
Ihm wurden verschiedene Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften verliehen, was Brahms allerdings mit den Worten kommentierte: „Wenn mir eine hübsche Melodie einfällt, ist mir das lieber als ein Leopolds-orden.“ Am 3. April 1897 verstarb er im Alter von 64 Jahren in Wien an Krebs.
Johannes Brahms schrieb 4 Symphonien, wobei er vergleichsweise spät seine erste schrieb, nämlich 1876 – erst mit 43 Jahren. Zeitlich gesehen schrieb er viele seiner Werke in Paaren. Dies gilt auch für seine Sympho-nien. Die ersten beiden schrieb er wie bereits erwähnt 1876 und 1877, die dritte und vierte 1883 und 1884/85. Daraus schloss man, dass es sich bei den Symphonien um Gegensatzpaare handele.
Die zweite Symphonie gilt häufig als das optimistisch helle und freund-liche Gegenstück zur ersten, in der ernste und grundsätzliche künstle-rische Probleme gewälzt, insbesondere Antworten auf die Frage gesucht werden, wie Symphonik nach Beethovens Spätwerk noch möglich sei.
Brahms schrieb im Sommer 1877, noch während er am Wörthersee seinen Urlaub verbringend an seiner Symphonie arbeitete, an Eduard Hanslick. Er schrieb, es solle im Winter, wenn er ihm seine neue Sinfonie vorspielen würde, „heiter und lieblich klingen, dass Du glaubst, ich habe sie extra für Dich oder gar Deine Frau geschrieben!“ Im Folgenden schrieb er: „Der Wörthersee ist ein jungfräulicher Boden, da fliegen die Melodien, dass man sich hüten muss, keine zu treten.“
Theodor Billroth, ein Wiener Arzt, dem er für gewöhnlich als einem der Ersten seine Werke zuschickte, schrieb nach dem Studium eines Teiles des Klavierauszuges: „Da ist ja lauter blauer Himmel, Quellenrieseln, Sonnen-schein und kühler grüner Schatten. Am Wörthersee, da muss es doch schön sein.“
Von Anfang an gibt es in Hinblick auf die Symphonie allerdings auch eine Gegenströmung. Brahms selbst schrieb dem Bonner Musikverleger Fritz Simrock: „Die neue Symphonie ist so melancholisch, dass Sie es nicht aushalten. Ich habe noch nie etwas so Trauriges, Molliges geschrieben: die Partitur muss mit Trauerrand erscheinen. Ich habe genug gewarnt …“
In diesen Äußerungen des Komponisten ist sicherlich viel Mystifikation – er wollte schließlich die Aufmerksamkeit auf sein neues Werk ziehen. Jedoch ist die Betonung des melancholischen Aspektes nicht unberech-tigt: der erste Satz ist nicht durchgehend heiter und lieblich, sondern voller harmonischer und metrischer Verwicklungen und Kontraste. Zusätz-lich besitzt diese Symphonie als einzige der vier Symphonien einen Adagiosatz, der sehr schwermütig ist.
Den schweren und dunklen Charakter erzeugt unter anderem auch die Instrumentierung des tiefen Bläserregisters: der Komponist besetzt, was sich nur in dieser Symphonie findet, drei Posaunen und eine Tuba, was zu einer Abdunklung der Stimmung führt.
Brahms 2. Symphonie wird in Anlehnung an die gleichnamige Beethoven-Symphonie oftmals seine Pastorale genannt. Musikwissenschaftler haben jedoch festgestellt, dass sie Beethovens tragischer Eroica viel näher steht. Brahms selbst bezeichnete kurz nach der Fertigstellung in einem Brief an Simrock die Symphonie ganz treffend als „liebliches Ungeheuer“.

Tobias Ackerschewski, Juli 2012

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[expand title=“Solistin: Katharina Weiß“]

weissKatharina Weiß, geboren am 04. Dezember 1985 in Hamburg, begann als Sechsjährige mit dem Violinspiel und wurde im Alter von 12 Jahren als Jungstudentin an der Musik-hochschule Lübeck in die Klasse von Prof. Nora Chastain aufgenommen. 2004 legte sie vorzeitig ihr Abitur ab, um an der Universität der Künste Berlin ihr Vollstudium aufzuneh-men. Von 2005 bis 2012 studierte sie in der Klasse von Prof. Antje Weithaas an der Hoch-schule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Seit 2012 studiert sie im Masterstudiengang bei Prof. Thomas Brandis an der Musikhochschule Lübeck.
Außerdem studierte sie von 2009–2011 mit ihrem Streichquartett „Bianco Quartett“ in der Klasse von Eckart Runge vom Artemis Quartett an der Universität der Künste Berlin.
Katharina Weiß ist Preisträgerin nationaler und internationaler Wettbe-werbe. Unter anderem gewann sie 2001 als jüngste Teilnehmerin den 1. Preis bei der Takasaki International Music Competition (Japan) und ist mehrfache 1. Bundespreisträgerin bei Jugend musiziert in der Wertung Violine solo, mit ihrem Streichquartett und als Pianistin.
2009–2011 war sie Stipendiatin der Orchesterakademie der Berliner Phil-harmoniker. Sie war außerdem Stipendiatin der Villa Musica, der Oscar und Vera Ritter Stiftung und der Deutschen Stiftung Musikleben und besuchte als Stipendiatin die Meadowmount School of Music, USA und das Interlochen Arts Camp, USA.
Internationale Konzerttätigkeit als Solistin und Kammermusikerin führten Katharina Weiß unter anderem in die Schweiz, nach Österreich, Spanien, Russland, Japan und in die USA, beispielsweise als Solistin mit den Ham-burger Symphonikern, dem World Youth Symphony Orchestra und dem Euroklassik Festival Orchestra. Mit demBianco Quartett ist sie Gast bei renommierten Festivals wie dem Schleswig-Holstein Festival, dem Classic Festival Con Brio Osnabrück und demOberstdorfer Musiksommer und konzertiert mit Künstlern wie Albrecht Mayer und Gustav Rivinius.
Im Januar 2011 spielte sie als Konzertmeisterin des Orchesters der Akademie der Berliner Philharmoniker unter Sir Simon Rattle Gustav Mahlers„Lied von der Erde“ in der Berliner Philharmonie. Im Juni 2011 spielte Katharina Weiß die 1. Violine im Klavierquintett A-Dur von Antonín Dvo?ák mit dem Pianisten Leif Ove Andsnes in der Berliner Philharmonie.
Ihre Konzerte wurden weltweit im Radio und Fernsehen übertragen; außerdem trat sie in Radiosendungen des NDR, SWR und BR auf.

Katharina Weiß spielt auf einer Violine von Stefan Peter Greiner, Bonn 2005, aus dem Instrumentenfonds der Deutschen Stiftung Musikleben.[/expand]

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