Schlagwort-Archive: Edvard Grieg

Januar 2014

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[expand title=“Niels W. Gade – Nachklänge von Ossian op. 1″]

Niels Wilhelm Gade, 1817 in Kopenhagen geboren, war ab 1833 Geiger an der königlichen Kapelle in Kopenhagen. Nebenbei nahm er privaten Kompositionsunterricht bei dem dänischen Komponisten und Organisten Andreas Peter Berggreen.

Als Komponist wurde Gade schlagartig bekannt, als er 1841 mit einer Konzertouvertüre den ersten Preis beim Kompositionswettbewerb des Kopenhagener Musikvereins gewann. Ein königliches Stipendium führte ihn anschließend nach Leipzig zu Felix Mendelssohn-Bartholdy. Dieser ermöglichte Gade die Aufführung eigener Werke im Gewandhaus. Nach Mendelssohns Tod 1847 übernahm Gade dessen Stelle als Kapellmeister, kehrte allerdings 1848 aufgrund des Schleswig-Holsteinischen Krieges nach Kopenhagen zurück, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1890 als Dirigent und Komponist wirkte.

Die Ouvertüre, der Niels W. Gade seinen Durchbruch als Komponist verdankt, wurde als Nachklänge von Ossian op. 1 veröffentlicht. Das Werk steht beispielhaft für den frühen Kompositionsstil von Gade, der durch nordische Literatur inspiriert und volksliedhaft gehalten ist. So zeichnet sich die Ouvertüre durch den Einsatz der Harfe (als Sänger- und Barden-Instrument) und die für die damalige Zeit freie Form aus, die Gade mit einem Zitat von Ludwig Uhland wie folgt kommen- tierte: „Formel hält uns nicht gebunden, unsere Kunst heißt Poesie.“ Die Entstehungsgeschichte der literarischen Vorlage ist ebenso abenteuerlich wie ihr Inhalt: 1760 beauftragte der schottische Kritiker Hugh Blair den Hauslehrer James Macpherson damit, alte gälische Sa- gen zu sammeln. Macpherson lieferte auch eine Reihe von Sagen, die er angeblich aus dem Gälischen ins Englische übersetzt, tatsächlich jedoch – in Ermangelung echter Quellen – frei erfunden hatte. Blair war begeistert und mutmaßte, der aus der schottischen Mythologie bekannte Ossian müsse der Verfasser sein. Macpherson lieferte weitere Erzählungen, die 1765 gesammelt als schottisches „Nationalepos“ mit dem Titel „Ossians Gesänge“ herausgebracht wurden. Die von vielen Kritikern angezweifelte Echtheit tat der Beliebtheit in ganz Europa keinen Abbruch und inspirierte viele europäische Künstler.

Moritz Disselkamp, Januar 2014

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[expand title=“Edvard Grieg – Klavierkonzert a-Moll op. 16″]

Edvard Grieg wurde am 15. Juni 1843 in Bergen, Norwegen, geboren. Er gilt heute als einer der wichtigsten skandinavischen Vertreter der nationalen Schulen und damit Teil der nationalkulturellen Bewegung, welche nach den napoleonischen Kriegen in Europa einsetzte. Schon mit 6 Jahren erhielt er von seiner Mutter, welche selbst Pianistin war, Klavierunterricht. Auf Empfehlung des Geigers Ole Bull begann Grieg mit 15 Jahren in Leipzig am Konservatorium zu studieren. 1863 setzte er sein Studium bei Niels W. Gade in Kopenhagen fort. Dort kam er erstmals mit der Idee einer skandinavischen Romantik in Berührung, wobei er jedoch Gade für seinen „Mendelssohn-verweichlichten Skandinavismus“ kritisierte. Prägend für seine weitere Entwicklung waren der Kontakt zu Hans Christian Andersen und insbesondere die Freundschaft zu dem etwa gleichaltrigen Norweger Rikard Nordraak, dem Komponisten der norwegischen Nationalhymne, der Grieg mit seinem Enthusiasmus für eine nationale norwegische Musik ansteckte. Grieg entwickelte in den folgenden Jahren in Oslo eine Tonsprache, in welcher er nicht nur Volksmusik zitierte, sondern seine Themen daraus entwickelte. Einfluss auf sein Schaffen hatte besonders seine Frau, die Sängerin Nina Hagerup, die er 1867 ehelichte. Sie inspirierte ihn zu vielen seiner Lieder. Von 1885 bis zu seinem Tod am 4. September 1907 lebte und wirkte Edvard Grieg in seinem Haus „Troldhaugen“ südlich von Bergen. Klavierkonzert a-Moll op. 16 Grieg war Meister des Liedes und der kleinen musikalischen Formen, und so ist sein einziges vollendetes Instrumentalkonzert, das Klavierkonzert a-Moll op. 16, eines seiner wenigen Werke größeren Umfangs. Es entstand 1868 in Dänemark. Seine Uraufführung am 3. April 1869 in Kopenhagen markierte Griegs musikalischen Durchbruch und machte ihn international bekannt. Das Konzert wurde von stürmischem Applaus zwischen den Sätzen und sogar bereits nach der großen Kadenz im ersten Satz unterbrochen. Grieg gilt als großer Bewunderer Schumanns, dessen Klavierkonzert ihn wohl inspiriert hat, selbst eines zu komponieren. Häufig wird auf die Parallelen, insbesondere den energischen, abwärts stürzenden Einstieg des Klaviers, zwischen den beiden a-Moll-Klavierkonzerten hingewiesen. Für die nordische Klangfärbung in Griegs Klavierkonzert sorgt von Beginn an der sogenannte Grieg’sche Leitton, welcher statt aufwärts zur Tonika abwärts zur 5. Stufe leitet (z. B. die Tonfolge a – gis – e). Anschließend stellen die Bläser das Hauptthema (kurze, leise, rhythmisch markante Phrasen mit gesanglichem Nachsatz) des ersten Satzes Allegro molto moderato vor, welches im Folgenden vom Klavier aufgegriffen wird und zum träumerischen Seitenthema in den Celli überleitet. Das Thema zeigt sich im gesamten Satz, in der Sonatenhauptsatzform angelegt, immer wieder wandlungsfähig, mal wehmütig, mal pathetisch, bis es in der groß angelegten Kadenz einen fast herrischen Charakter annimmt. Der Satz endet mit einer kurzen Coda. Im zweiten Satz Adagio tragen die sordinierten (gedämpften) Streicher eine ruhevolle, innige Melodie in Des-Dur vor. Das Klavier führt diese mit filigranen Umspielungen zu einer großen Steigerung. Direkt im Anschluss folgt das Finale Allegro moderato molto e marcato. Das Hauptthema, altnorwegischen Bauerntänzen nachempfunden, wird vom Klavier vorgetragen. Diesem setzt Grieg eine zarte Flötenmelodie entgegen und verbindet so, wie er einmal sagte, Schwarzbrot (Volksmusik) mit Austern und Kaviar (Kunstmusik). In zwei Solo- kadenzen darf der Solist sein Können unter Beweis stellen, bevor das Konzert mit triumphierenden Fortissimoklängen aller Instrumentengruppen und rauschenden Klavierarpeggien schließt.

Katharina Bettin, Januar 2014

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[expand title=“Jean Sibelius – Sinfonie Nr. 1 e-Moll op. 39″]

Jean (Johan) Christian Julius Sibelius wurde am 8. Dezember 1865 in Hämeenlinna, Finnland, als Sohn eines finnischen Arztes geboren. In seiner Kindheit erhielt Sibelius Klavier- und Violinunterricht. An der Universität Helsinki schrieb er sich zunächst als Student der Rechte und der Musik zugleich ein, wandte sich jedoch nach kurzer Zeit ausschließlich der Musik zu. Die Originalität seiner Abschlusskomposition am Musikinstitut überraschte die führenden Männer des Musiklebens in Helsinki, wie u. a. den Klavierlehrer F. Busoni. Jener empfahl Sibelius einige Jahre später, nachdem er seine Studien in Berlin fortgesetzt und seine künftige finnische Frau kennengelernt hatte, an Brahms nach Wien. Brahms empfing ihn zwar nicht, allerdings schloss Sibelius mit weiteren Instrumentationsstudien seine Lehrzeit in Wien ab und kehrte 1891 nach Finnland zurück. Die bedrängte politische Lage im Finnland der 1890er Jahre erweckte in Sibelius das Gefühl für das Vaterländische und Finnische. Besonders mit seinen ersten Orchesterwerken sowie mit den durch Volksdichtung und Mythologie inspirierten symphonischen Dichtungen wurde Sibelius als Vertreter eines finnischen nationalromantischen Musikstils bekannt. Große Erfolge errangen seine 1. Sinfonie (1899) sowie Finlandia (1900). Sibelius wusste aus Erfahrung, dass er nur auf dem Lande oder als Anonymer in der Großstadt die Arbeitsruhe besaß, die ihm unerlässlich war. So zog er sich nach ausgedehnten Reisen und Gastverpflichtungen im Ausland mit seiner Familie ab 1904 zunehmend nach Järvenpää nahe Helsinki zurück, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1957 wirkte. Über sein Schweigen während der letzten 30 Jahre seines Lebens, während der er nichts mehr veröffentlichte, wird viel spekuliert. Die extreme Sensibilität seiner Natur, eine stets wachsende Selbstkritik, die ihn sogar zur Verbrennung der Partitur seiner 8. Sinfonie brachte, haben in Verbindung mit einem im Alter zunehmenden Händezittern zum Nachlassen des Schaffens geführt. Eine jugendliche, geistige Vitalität hat Sibelius sich aber bis ans Ende seines langen Lebens bewahrt.

Sinfonie Nr. 1 e-Moll op. 39
Die Beschäftigung mit der mythischen Welt des finnischen Nationalepos Kalewala hat Sibelius angeregt, in seinen Kompositionen den Mythos und die Natur seines Landes sprechen zu lassen. Seine Ausdrucksart mag „exotisch“ erscheinen, entstammt jedoch der eigenen, „finnischen“ Persönlichkeit des Komponisten. Gerade durch diese rücksichtslos persönliche Kunst, die so wenig dem zeitgenössischen Stilbewusstsein entsprach, lässt sich Sibelius musikgeschichtlich als eine der einsamen Gestalten der Spätromantik einordnen. Seine 1. Sinfonie komponierte Sibelius in den Jahren 1898/99, woraufhin sie im April 1899 in Helsinki unter großem Anklang uraufgeführt wurde. Diese Sinfonie bildet den Höhepunkt seiner ersten sogenannten mythologisch-romantischen Schaffensphase, die durch schwelgerische Klang- und Farbenfülle charakterisiert ist. Den ersten Satz Andante ma non troppo – Allegro energico leitet ein Klarinettensolo mit einer schwermütigen, einsamen Melodie ein, die von Paukenwirbel begleitet wird. Ein plötzlich einsetzendes Tremolo der Streicher lässt die Stimmung ins Dramatische umschlagen. Weitere Kraftausbrüche und Stimmungswechsel thematisieren fortlaufend diesen Satz. Der 2. Satz Andante (ma non troppo lento) beginnt mit einer elegischen Melodie, die sich zu einem leidenschaftlichen Gipfel steigert und am Ende in die sanfte Anfangsstimmung zurückkehrt. Das Scherzo (Allegro) lockert mit seinem robusten, rhythmisch kühnen Ausdruck die tragische Grundstimmung des Werkes auf, das seinen dramatischen Höhepunkt im Finale (Quasi una Fantasia) erreicht. Die am Anfang der Sinfonie erklungene Klarinettenmelodie wird nun vom gesamten Orchester instrumentiert und zeichnet den
Hintergrund, auf dem das schicksalhafte Seelendrama breit ausgeführt zu Ende getragen wird.

Almuth Raithel, Januar 2014

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[expand title=“Solist: Mauro Lo Conte„]

loconteMauro Lo Conte, der die schweizerische und italienische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde am 24. September 1984 geboren. Seine musikalische Laufbahn begann im Alter von neun Jahren – ursprünglich mit dem Akkordeon, einem Instrument, das eng mit seinen Wurzeln verbunden ist und das ihn sein langjähriger Lehrer und Begleiter Freddy Balta spielen lehrte, der ihn später auch im Fach Klavier unterrichtete. Heute ist das Klavier sein bevorzugtes Musikinstrument. 2003 wurde Mauro Lo Conte Schüler in der Klasse von Christian Favre am „Conservatoire de Lausanne“, der Hochschule für Musik in Lausanne/Schweiz, an der er 2006 sein Lehrdiplom ablegte. Zwei Studienjahre später erhielt er das Solisten-Diplom. Für seine Leistung wurde er mit dem ersten Preis der Max-Jost-Stiftung für das beste Solisten-Diplom aller Absolventen ausgezeichnet. Im Jahr 2008 wurde der Klavierprofessor Evgeni Koroliov auf ihn aufmerksam und Mauro Lo Conte zog nach Hamburg, um seine Studien bei ihm an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg fortzusetzen. Seit 2010 ist er dort als Dozent tätig. Während seines Studiums besuchte Mauro Lo Conte verschiedene Meisterkurse renommierter Lehrer wie Pascal Devoyon, Jean-Philippe Collard und Dominique Merlet. Mauro Lo Conte gab regelmäßig Konzerte in der Schweiz und in vielen anderen europäischen Ländern und in Asien. Zudem spielte er Aufnahmen für „Radio Suisse-Romande“, „Télévision Suisse-Romande“,
„France Musique“, „NDR Radio“ und „Hamburg 1“ ein. Neben dem Max-Jost-Preis erhielt er verschiedene weitere Preise, unter anderem den Studienpreis der Alfred-Toepfer-Stiftung. Im Jahr 2009 gewann er den Kulturpreis der „Fondation Leenaards“ und wird seit 2011 von IMMACultur gefördert. Musikkritiker loben sein phantasievolles Spiel, seinen Sinn für Polyphonie und seine musikalische Reife.[/expand]