Schlagwort-Archive: Jean Sibelius

Januar 2014

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[expand title=“Niels W. Gade – Nachklänge von Ossian op. 1″]

Niels Wilhelm Gade, 1817 in Kopenhagen geboren, war ab 1833 Geiger an der königlichen Kapelle in Kopenhagen. Nebenbei nahm er privaten Kompositionsunterricht bei dem dänischen Komponisten und Organisten Andreas Peter Berggreen.

Als Komponist wurde Gade schlagartig bekannt, als er 1841 mit einer Konzertouvertüre den ersten Preis beim Kompositionswettbewerb des Kopenhagener Musikvereins gewann. Ein königliches Stipendium führte ihn anschließend nach Leipzig zu Felix Mendelssohn-Bartholdy. Dieser ermöglichte Gade die Aufführung eigener Werke im Gewandhaus. Nach Mendelssohns Tod 1847 übernahm Gade dessen Stelle als Kapellmeister, kehrte allerdings 1848 aufgrund des Schleswig-Holsteinischen Krieges nach Kopenhagen zurück, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1890 als Dirigent und Komponist wirkte.

Die Ouvertüre, der Niels W. Gade seinen Durchbruch als Komponist verdankt, wurde als Nachklänge von Ossian op. 1 veröffentlicht. Das Werk steht beispielhaft für den frühen Kompositionsstil von Gade, der durch nordische Literatur inspiriert und volksliedhaft gehalten ist. So zeichnet sich die Ouvertüre durch den Einsatz der Harfe (als Sänger- und Barden-Instrument) und die für die damalige Zeit freie Form aus, die Gade mit einem Zitat von Ludwig Uhland wie folgt kommen- tierte: „Formel hält uns nicht gebunden, unsere Kunst heißt Poesie.“ Die Entstehungsgeschichte der literarischen Vorlage ist ebenso abenteuerlich wie ihr Inhalt: 1760 beauftragte der schottische Kritiker Hugh Blair den Hauslehrer James Macpherson damit, alte gälische Sa- gen zu sammeln. Macpherson lieferte auch eine Reihe von Sagen, die er angeblich aus dem Gälischen ins Englische übersetzt, tatsächlich jedoch – in Ermangelung echter Quellen – frei erfunden hatte. Blair war begeistert und mutmaßte, der aus der schottischen Mythologie bekannte Ossian müsse der Verfasser sein. Macpherson lieferte weitere Erzählungen, die 1765 gesammelt als schottisches „Nationalepos“ mit dem Titel „Ossians Gesänge“ herausgebracht wurden. Die von vielen Kritikern angezweifelte Echtheit tat der Beliebtheit in ganz Europa keinen Abbruch und inspirierte viele europäische Künstler.

Moritz Disselkamp, Januar 2014

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[expand title=“Edvard Grieg – Klavierkonzert a-Moll op. 16″]

Edvard Grieg wurde am 15. Juni 1843 in Bergen, Norwegen, geboren. Er gilt heute als einer der wichtigsten skandinavischen Vertreter der nationalen Schulen und damit Teil der nationalkulturellen Bewegung, welche nach den napoleonischen Kriegen in Europa einsetzte. Schon mit 6 Jahren erhielt er von seiner Mutter, welche selbst Pianistin war, Klavierunterricht. Auf Empfehlung des Geigers Ole Bull begann Grieg mit 15 Jahren in Leipzig am Konservatorium zu studieren. 1863 setzte er sein Studium bei Niels W. Gade in Kopenhagen fort. Dort kam er erstmals mit der Idee einer skandinavischen Romantik in Berührung, wobei er jedoch Gade für seinen „Mendelssohn-verweichlichten Skandinavismus“ kritisierte. Prägend für seine weitere Entwicklung waren der Kontakt zu Hans Christian Andersen und insbesondere die Freundschaft zu dem etwa gleichaltrigen Norweger Rikard Nordraak, dem Komponisten der norwegischen Nationalhymne, der Grieg mit seinem Enthusiasmus für eine nationale norwegische Musik ansteckte. Grieg entwickelte in den folgenden Jahren in Oslo eine Tonsprache, in welcher er nicht nur Volksmusik zitierte, sondern seine Themen daraus entwickelte. Einfluss auf sein Schaffen hatte besonders seine Frau, die Sängerin Nina Hagerup, die er 1867 ehelichte. Sie inspirierte ihn zu vielen seiner Lieder. Von 1885 bis zu seinem Tod am 4. September 1907 lebte und wirkte Edvard Grieg in seinem Haus „Troldhaugen“ südlich von Bergen. Klavierkonzert a-Moll op. 16 Grieg war Meister des Liedes und der kleinen musikalischen Formen, und so ist sein einziges vollendetes Instrumentalkonzert, das Klavierkonzert a-Moll op. 16, eines seiner wenigen Werke größeren Umfangs. Es entstand 1868 in Dänemark. Seine Uraufführung am 3. April 1869 in Kopenhagen markierte Griegs musikalischen Durchbruch und machte ihn international bekannt. Das Konzert wurde von stürmischem Applaus zwischen den Sätzen und sogar bereits nach der großen Kadenz im ersten Satz unterbrochen. Grieg gilt als großer Bewunderer Schumanns, dessen Klavierkonzert ihn wohl inspiriert hat, selbst eines zu komponieren. Häufig wird auf die Parallelen, insbesondere den energischen, abwärts stürzenden Einstieg des Klaviers, zwischen den beiden a-Moll-Klavierkonzerten hingewiesen. Für die nordische Klangfärbung in Griegs Klavierkonzert sorgt von Beginn an der sogenannte Grieg’sche Leitton, welcher statt aufwärts zur Tonika abwärts zur 5. Stufe leitet (z. B. die Tonfolge a – gis – e). Anschließend stellen die Bläser das Hauptthema (kurze, leise, rhythmisch markante Phrasen mit gesanglichem Nachsatz) des ersten Satzes Allegro molto moderato vor, welches im Folgenden vom Klavier aufgegriffen wird und zum träumerischen Seitenthema in den Celli überleitet. Das Thema zeigt sich im gesamten Satz, in der Sonatenhauptsatzform angelegt, immer wieder wandlungsfähig, mal wehmütig, mal pathetisch, bis es in der groß angelegten Kadenz einen fast herrischen Charakter annimmt. Der Satz endet mit einer kurzen Coda. Im zweiten Satz Adagio tragen die sordinierten (gedämpften) Streicher eine ruhevolle, innige Melodie in Des-Dur vor. Das Klavier führt diese mit filigranen Umspielungen zu einer großen Steigerung. Direkt im Anschluss folgt das Finale Allegro moderato molto e marcato. Das Hauptthema, altnorwegischen Bauerntänzen nachempfunden, wird vom Klavier vorgetragen. Diesem setzt Grieg eine zarte Flötenmelodie entgegen und verbindet so, wie er einmal sagte, Schwarzbrot (Volksmusik) mit Austern und Kaviar (Kunstmusik). In zwei Solo- kadenzen darf der Solist sein Können unter Beweis stellen, bevor das Konzert mit triumphierenden Fortissimoklängen aller Instrumentengruppen und rauschenden Klavierarpeggien schließt.

Katharina Bettin, Januar 2014

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[expand title=“Jean Sibelius – Sinfonie Nr. 1 e-Moll op. 39″]

Jean (Johan) Christian Julius Sibelius wurde am 8. Dezember 1865 in Hämeenlinna, Finnland, als Sohn eines finnischen Arztes geboren. In seiner Kindheit erhielt Sibelius Klavier- und Violinunterricht. An der Universität Helsinki schrieb er sich zunächst als Student der Rechte und der Musik zugleich ein, wandte sich jedoch nach kurzer Zeit ausschließlich der Musik zu. Die Originalität seiner Abschlusskomposition am Musikinstitut überraschte die führenden Männer des Musiklebens in Helsinki, wie u. a. den Klavierlehrer F. Busoni. Jener empfahl Sibelius einige Jahre später, nachdem er seine Studien in Berlin fortgesetzt und seine künftige finnische Frau kennengelernt hatte, an Brahms nach Wien. Brahms empfing ihn zwar nicht, allerdings schloss Sibelius mit weiteren Instrumentationsstudien seine Lehrzeit in Wien ab und kehrte 1891 nach Finnland zurück. Die bedrängte politische Lage im Finnland der 1890er Jahre erweckte in Sibelius das Gefühl für das Vaterländische und Finnische. Besonders mit seinen ersten Orchesterwerken sowie mit den durch Volksdichtung und Mythologie inspirierten symphonischen Dichtungen wurde Sibelius als Vertreter eines finnischen nationalromantischen Musikstils bekannt. Große Erfolge errangen seine 1. Sinfonie (1899) sowie Finlandia (1900). Sibelius wusste aus Erfahrung, dass er nur auf dem Lande oder als Anonymer in der Großstadt die Arbeitsruhe besaß, die ihm unerlässlich war. So zog er sich nach ausgedehnten Reisen und Gastverpflichtungen im Ausland mit seiner Familie ab 1904 zunehmend nach Järvenpää nahe Helsinki zurück, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1957 wirkte. Über sein Schweigen während der letzten 30 Jahre seines Lebens, während der er nichts mehr veröffentlichte, wird viel spekuliert. Die extreme Sensibilität seiner Natur, eine stets wachsende Selbstkritik, die ihn sogar zur Verbrennung der Partitur seiner 8. Sinfonie brachte, haben in Verbindung mit einem im Alter zunehmenden Händezittern zum Nachlassen des Schaffens geführt. Eine jugendliche, geistige Vitalität hat Sibelius sich aber bis ans Ende seines langen Lebens bewahrt.

Sinfonie Nr. 1 e-Moll op. 39
Die Beschäftigung mit der mythischen Welt des finnischen Nationalepos Kalewala hat Sibelius angeregt, in seinen Kompositionen den Mythos und die Natur seines Landes sprechen zu lassen. Seine Ausdrucksart mag „exotisch“ erscheinen, entstammt jedoch der eigenen, „finnischen“ Persönlichkeit des Komponisten. Gerade durch diese rücksichtslos persönliche Kunst, die so wenig dem zeitgenössischen Stilbewusstsein entsprach, lässt sich Sibelius musikgeschichtlich als eine der einsamen Gestalten der Spätromantik einordnen. Seine 1. Sinfonie komponierte Sibelius in den Jahren 1898/99, woraufhin sie im April 1899 in Helsinki unter großem Anklang uraufgeführt wurde. Diese Sinfonie bildet den Höhepunkt seiner ersten sogenannten mythologisch-romantischen Schaffensphase, die durch schwelgerische Klang- und Farbenfülle charakterisiert ist. Den ersten Satz Andante ma non troppo – Allegro energico leitet ein Klarinettensolo mit einer schwermütigen, einsamen Melodie ein, die von Paukenwirbel begleitet wird. Ein plötzlich einsetzendes Tremolo der Streicher lässt die Stimmung ins Dramatische umschlagen. Weitere Kraftausbrüche und Stimmungswechsel thematisieren fortlaufend diesen Satz. Der 2. Satz Andante (ma non troppo lento) beginnt mit einer elegischen Melodie, die sich zu einem leidenschaftlichen Gipfel steigert und am Ende in die sanfte Anfangsstimmung zurückkehrt. Das Scherzo (Allegro) lockert mit seinem robusten, rhythmisch kühnen Ausdruck die tragische Grundstimmung des Werkes auf, das seinen dramatischen Höhepunkt im Finale (Quasi una Fantasia) erreicht. Die am Anfang der Sinfonie erklungene Klarinettenmelodie wird nun vom gesamten Orchester instrumentiert und zeichnet den
Hintergrund, auf dem das schicksalhafte Seelendrama breit ausgeführt zu Ende getragen wird.

Almuth Raithel, Januar 2014

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[expand title=“Solist: Mauro Lo Conte„]

loconteMauro Lo Conte, der die schweizerische und italienische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde am 24. September 1984 geboren. Seine musikalische Laufbahn begann im Alter von neun Jahren – ursprünglich mit dem Akkordeon, einem Instrument, das eng mit seinen Wurzeln verbunden ist und das ihn sein langjähriger Lehrer und Begleiter Freddy Balta spielen lehrte, der ihn später auch im Fach Klavier unterrichtete. Heute ist das Klavier sein bevorzugtes Musikinstrument. 2003 wurde Mauro Lo Conte Schüler in der Klasse von Christian Favre am „Conservatoire de Lausanne“, der Hochschule für Musik in Lausanne/Schweiz, an der er 2006 sein Lehrdiplom ablegte. Zwei Studienjahre später erhielt er das Solisten-Diplom. Für seine Leistung wurde er mit dem ersten Preis der Max-Jost-Stiftung für das beste Solisten-Diplom aller Absolventen ausgezeichnet. Im Jahr 2008 wurde der Klavierprofessor Evgeni Koroliov auf ihn aufmerksam und Mauro Lo Conte zog nach Hamburg, um seine Studien bei ihm an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg fortzusetzen. Seit 2010 ist er dort als Dozent tätig. Während seines Studiums besuchte Mauro Lo Conte verschiedene Meisterkurse renommierter Lehrer wie Pascal Devoyon, Jean-Philippe Collard und Dominique Merlet. Mauro Lo Conte gab regelmäßig Konzerte in der Schweiz und in vielen anderen europäischen Ländern und in Asien. Zudem spielte er Aufnahmen für „Radio Suisse-Romande“, „Télévision Suisse-Romande“,
„France Musique“, „NDR Radio“ und „Hamburg 1“ ein. Neben dem Max-Jost-Preis erhielt er verschiedene weitere Preise, unter anderem den Studienpreis der Alfred-Toepfer-Stiftung. Im Jahr 2009 gewann er den Kulturpreis der „Fondation Leenaards“ und wird seit 2011 von IMMACultur gefördert. Musikkritiker loben sein phantasievolles Spiel, seinen Sinn für Polyphonie und seine musikalische Reife.[/expand]

Juli 2012

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[expand title=“Carl Nielsen – Helios Ouvertüre op. 17″]

Am 9. Juni 1865 auf der dänischen Insel Fünen als Sohn eines armen Malers geboren, durchlebte Carl Nielsen eine wechselvolle musikalische Karriere, die ihn schlussendlich zum berühmtesten dänischen Kompo-nisten seiner Zeit machen sollte. Vom Vater Niels Jørgensen, der als Laienmusiker mit einem Trio auf Bauernfesten auftrat, erhielt er seit seinem achten Lebensjahr Geigenunterricht. 1879 bekam er eine Stelle im Militärorchester in Odense, allerdings als Blasmusiker. Es folgte ein Violinstudium und eine Anstellung als Geiger in der Hofkapelle Kopen-hagen; nebenbei begann er zu komponieren. Von 1905 bis 1914 war Nielsen Dirigent der Hofkapelle; danach widmete er sich vollständig der Komposition. Am berühmtesten sind seine sechs Symphonien.
1903 reiste Nielsen mit seiner Frau, der dänischen Bildhauerin Anne Marie Brodersen, nach Griechenland, weil diese antike Statuen aus der Akropolis nachbilden wollte. Nielsen nutzte die Zeit und die inspirierenden Sonnen-untergänge am Ägäischen Meer, um die Helios-Ouvertüre zu schreiben, in der er den Lauf der Sonne über das Firmament nachbildet. Das Julius Röntgen gewidmete Stück trägt das Motto „Stilhed og mørke — så stiger sol under frydefuld lovsang — vandrer sin gyldne vej — sænker sig stille i hav.“ („Stille und Dunkelheit — dann steigt die Sonne unter freudigem Lobgesang — wandert ihren goldenen Weg — senkt sich still ins Meer.“).

Allegro ma non troppo, Hauptthema (ab Takt 75)nielsen_helios_clip_image002

Liegetöne der Streicher und Hornmotive eröffnen die Ouvertüre, deren langsame Einleitung(Andante tranquillo) nach einer großen dynamischen Steigerung ins heroische Hauptthema des Mittelteils (Allegro ma non troppo) übergeht. In dessen Durchführung sticht ein temperamentvolles Fugato heraus, ehe – nach einer Reprise des Hauptthemas im Tutti – die Dämmerung einsetzt. Das Stück verklingt ähnlich, wie es begann, mit Liegetönen der tiefen Streicher.

Die Uraufführung am 8. Oktober 1903 mit der Hofkapelle wurde vom Publikum begeistert aufgenommen, stieß bei Kritikern jedoch auf geteilte Meinungen. So schrieb beispielsweise Gustav Hetsch, Helios habe „die unglückliche Schwäche für ein ‚Sonnenstück‘, dass es nicht scheint und nicht wärmt“.
Ungeachtet dessen erfreut sich die Ouvertüre heute großer Beliebtheit und wird vom Dänischen Rundfunk jedes Jahr an Silvester direkt nach dem Jahreswechsel gespielt.

Moritz Disselkamp, Juli 2012

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[expand title=“Jean Sibelius – Violinkonzert in d-Moll op. 47″]

Jean Sibelius (1865–1957) war ein finnischer Komponist der Spätromantik, der für die nationale Identität von Finnland eine große Rolle spielt.
Als Jugendlicher wollte er selbst Sologeiger werden, diesen Wunsch gab er allerdings auf, als ihm klar wurde, dass er zu spät mit dem Geigen-unterricht begonnen hatte. Danach widmete er sich der Komposition. Kennzeichnend für seine Musik ist sein Umgang mit Tonalität sowie die Entwicklung und Variation von Themen durch kurze Motive. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Finlandia, die Karelia-Suite und das Violinkonzert in d-Moll.
Um die Jahrhundertwende wurde Sibelius zunehmend außerhalb Finn-lands bekannt. Für eine Tour durch Nordeuropa wollte er ein Violinkon-zert schreiben, das Willy Burmester in Berlin uraufführen sollte. Eine erste Version wurde dann jedoch schon 1904 von Victor Novacek in Helsinki aufgeführt. Weil diese Version aber sehr schlechte Kritik bekam, unter anderem, weil der Solo-Part sehr schwierig und schlecht gespielt war, schrieb Sibelius eine neue Version des Konzertes. Diese wurde 1905 in Berlin von Karel Halí? gespielt. Dadurch fühlte sich Burmester so beleidigt, dass er das Konzert nie mehr spielen wollte, und Sibelius änderte die Widmung auf den ungarischen Geiger Ferenc von Vecsey. Heute wird nur noch die zweite Version des Konzertes gespielt.
Das Violinkonzert ist das einzige Solokonzert, das Sibelius geschrieben hat. Der erste Satz hält sich noch an die Sonatenhauptsatzform, wobei die Themen in der langen Kadenz vom Solisten durchgeführt werden. Der zweite langsame Satz steht in Liedform, der dritte Satz besticht durch seine markanten Rhythmen, in denen beispielsweise 3/4- und 6/8-Metrum gegeneinander stehen:

3. Satz, erster Tutti-Einsatz (ab Takt 48)

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Dieses Konzert ist noch in dem Sinne klassisch, dass es die Virtuosität des Solisten darstellen soll, und gehört zu den technisch schwierigsten Violin-konzerten.

Gisela Grohne, Juli 2012

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[expand title=“Johannes Brahms – Symphonie Nr. 2 in D-Dur op 73″]

Johannes Brahms, am 17. Mai 1833 in Hamburg geboren, gilt als einer der bedeutendsten Komponisten Europas.
Mit sieben Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht bei Otto Friedrich Willibald Cossel, der bald sein kompositorisches Talent erkannte und ihn 1843 an den damals bekannten Komponisten Eduard Marxsen vermittelte. In diesem Jahr trat Brahms bereits zum ersten Mal als Pianist auf und wurde daraufhin als Wunderkind gefeiert. Seine ersten Werke veröffentlichte er häufig unter Pseudonymen und es waren hauptsächlich Klavierwerke, da er noch nicht mit den Möglichkeiten des Orchesters vertraut war.
Mit 20 Jahren verließ Brahms Hamburg, unternahm Konzertreisen und lernte verschiedene berühmte Persönlichkeiten kennen, wie zum Beispiel Franz Liszt in Weimar und Robert und Clara Schumann in Düsseldorf. Im Oktober 1853 veröffentlichte Robert Schumann den Aufsatz „Neue Bahnen“, in dem er Brahms als kommenden Meister der Musik ankündigt. Brahms wurde durch Schumanns Hilfe schnell berühmt, hatte jedoch große Angst, den Ansprüchen der Öffentlichkeit nicht zu genügen. Er pendelte in den folgenden Jahren viel zwischen Detmold, Hamburg und Wien, leitete verschiedene Chöre und gab viele Konzerte. 1858 lernte Brahms in Göttingen Agathe von Siebold kennen. Er verliebte sich in die Sängerin, schrieb Liebeslieder und verbrachte schöne Sommermonate mit ihr. Überglücklich kaufte er bereits zwei Ringe und jedermann erwartete einen Heiratsantrag, doch Brahms schrieb ihr nur: „Ich liebe Dich! Ich muss dich wiedersehen, aber Fesseln tragen kann ich nicht …“
Ihm wurden verschiedene Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften verliehen, was Brahms allerdings mit den Worten kommentierte: „Wenn mir eine hübsche Melodie einfällt, ist mir das lieber als ein Leopolds-orden.“ Am 3. April 1897 verstarb er im Alter von 64 Jahren in Wien an Krebs.
Johannes Brahms schrieb 4 Symphonien, wobei er vergleichsweise spät seine erste schrieb, nämlich 1876 – erst mit 43 Jahren. Zeitlich gesehen schrieb er viele seiner Werke in Paaren. Dies gilt auch für seine Sympho-nien. Die ersten beiden schrieb er wie bereits erwähnt 1876 und 1877, die dritte und vierte 1883 und 1884/85. Daraus schloss man, dass es sich bei den Symphonien um Gegensatzpaare handele.
Die zweite Symphonie gilt häufig als das optimistisch helle und freund-liche Gegenstück zur ersten, in der ernste und grundsätzliche künstle-rische Probleme gewälzt, insbesondere Antworten auf die Frage gesucht werden, wie Symphonik nach Beethovens Spätwerk noch möglich sei.
Brahms schrieb im Sommer 1877, noch während er am Wörthersee seinen Urlaub verbringend an seiner Symphonie arbeitete, an Eduard Hanslick. Er schrieb, es solle im Winter, wenn er ihm seine neue Sinfonie vorspielen würde, „heiter und lieblich klingen, dass Du glaubst, ich habe sie extra für Dich oder gar Deine Frau geschrieben!“ Im Folgenden schrieb er: „Der Wörthersee ist ein jungfräulicher Boden, da fliegen die Melodien, dass man sich hüten muss, keine zu treten.“
Theodor Billroth, ein Wiener Arzt, dem er für gewöhnlich als einem der Ersten seine Werke zuschickte, schrieb nach dem Studium eines Teiles des Klavierauszuges: „Da ist ja lauter blauer Himmel, Quellenrieseln, Sonnen-schein und kühler grüner Schatten. Am Wörthersee, da muss es doch schön sein.“
Von Anfang an gibt es in Hinblick auf die Symphonie allerdings auch eine Gegenströmung. Brahms selbst schrieb dem Bonner Musikverleger Fritz Simrock: „Die neue Symphonie ist so melancholisch, dass Sie es nicht aushalten. Ich habe noch nie etwas so Trauriges, Molliges geschrieben: die Partitur muss mit Trauerrand erscheinen. Ich habe genug gewarnt …“
In diesen Äußerungen des Komponisten ist sicherlich viel Mystifikation – er wollte schließlich die Aufmerksamkeit auf sein neues Werk ziehen. Jedoch ist die Betonung des melancholischen Aspektes nicht unberech-tigt: der erste Satz ist nicht durchgehend heiter und lieblich, sondern voller harmonischer und metrischer Verwicklungen und Kontraste. Zusätz-lich besitzt diese Symphonie als einzige der vier Symphonien einen Adagiosatz, der sehr schwermütig ist.
Den schweren und dunklen Charakter erzeugt unter anderem auch die Instrumentierung des tiefen Bläserregisters: der Komponist besetzt, was sich nur in dieser Symphonie findet, drei Posaunen und eine Tuba, was zu einer Abdunklung der Stimmung führt.
Brahms 2. Symphonie wird in Anlehnung an die gleichnamige Beethoven-Symphonie oftmals seine Pastorale genannt. Musikwissenschaftler haben jedoch festgestellt, dass sie Beethovens tragischer Eroica viel näher steht. Brahms selbst bezeichnete kurz nach der Fertigstellung in einem Brief an Simrock die Symphonie ganz treffend als „liebliches Ungeheuer“.

Tobias Ackerschewski, Juli 2012

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[expand title=“Solistin: Katharina Weiß“]

weissKatharina Weiß, geboren am 04. Dezember 1985 in Hamburg, begann als Sechsjährige mit dem Violinspiel und wurde im Alter von 12 Jahren als Jungstudentin an der Musik-hochschule Lübeck in die Klasse von Prof. Nora Chastain aufgenommen. 2004 legte sie vorzeitig ihr Abitur ab, um an der Universität der Künste Berlin ihr Vollstudium aufzuneh-men. Von 2005 bis 2012 studierte sie in der Klasse von Prof. Antje Weithaas an der Hoch-schule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Seit 2012 studiert sie im Masterstudiengang bei Prof. Thomas Brandis an der Musikhochschule Lübeck.
Außerdem studierte sie von 2009–2011 mit ihrem Streichquartett „Bianco Quartett“ in der Klasse von Eckart Runge vom Artemis Quartett an der Universität der Künste Berlin.
Katharina Weiß ist Preisträgerin nationaler und internationaler Wettbe-werbe. Unter anderem gewann sie 2001 als jüngste Teilnehmerin den 1. Preis bei der Takasaki International Music Competition (Japan) und ist mehrfache 1. Bundespreisträgerin bei Jugend musiziert in der Wertung Violine solo, mit ihrem Streichquartett und als Pianistin.
2009–2011 war sie Stipendiatin der Orchesterakademie der Berliner Phil-harmoniker. Sie war außerdem Stipendiatin der Villa Musica, der Oscar und Vera Ritter Stiftung und der Deutschen Stiftung Musikleben und besuchte als Stipendiatin die Meadowmount School of Music, USA und das Interlochen Arts Camp, USA.
Internationale Konzerttätigkeit als Solistin und Kammermusikerin führten Katharina Weiß unter anderem in die Schweiz, nach Österreich, Spanien, Russland, Japan und in die USA, beispielsweise als Solistin mit den Ham-burger Symphonikern, dem World Youth Symphony Orchestra und dem Euroklassik Festival Orchestra. Mit demBianco Quartett ist sie Gast bei renommierten Festivals wie dem Schleswig-Holstein Festival, dem Classic Festival Con Brio Osnabrück und demOberstdorfer Musiksommer und konzertiert mit Künstlern wie Albrecht Mayer und Gustav Rivinius.
Im Januar 2011 spielte sie als Konzertmeisterin des Orchesters der Akademie der Berliner Philharmoniker unter Sir Simon Rattle Gustav Mahlers„Lied von der Erde“ in der Berliner Philharmonie. Im Juni 2011 spielte Katharina Weiß die 1. Violine im Klavierquintett A-Dur von Antonín Dvo?ák mit dem Pianisten Leif Ove Andsnes in der Berliner Philharmonie.
Ihre Konzerte wurden weltweit im Radio und Fernsehen übertragen; außerdem trat sie in Radiosendungen des NDR, SWR und BR auf.

Katharina Weiß spielt auf einer Violine von Stefan Peter Greiner, Bonn 2005, aus dem Instrumentenfonds der Deutschen Stiftung Musikleben.[/expand]