Schlagwort-Archive: George Geshwin

Juni 2006

[expand title=“Leonard Bernstein – Symphonic Dances from the West Side Story“]

Satzbezeichnung
  • Prologue
  • Somewhere
  • Scherzo
  • Mambo
  • Cha-Cha
  • Meeting scene
  • Cool
  • Fugue
  • Rumble
  • Finale

Leonard Bernstein – Komponist? Pianist? Dirigent? „Recording Artist“? Musikpädagoge?

Seine Schwester Shirley sagte 1967: „Wenn Lenny ins Zimmer tritt, ändert sich die Temperatur. Er verändert das Klima.“ Zeitgenoßen schildern ihn als äußerst vielseitig begabten, sehr intelligenten, charismatischen, kontaktfreudigen und empfindsamen Menschen.

Tatsächlich schrieb der in Lawrence, Massachusetts, USA geborene Leonard Bernstein (1918-1990) neben Symphonien, Musicals, Musikkomödien, Balletten und Opern, Orchestersuiten, Solokonzerte, Chorwerke sowie Kammer-, Film- und Klaviermusiken.

Er begann das Klavierspiel im Alter von 10 Jahren und nahm 1935 ein Klavierstudium an der Harvard University auf, wo er zusätzlich Kurse in Philosophie, Ästhetik, Literatur und Sprachwißenschaften besuchte. Im Curtis Institute Philadelphia studierte er Dirigieren bei Fritz Reiner, bevor er 1943 Aßistenzdirigent der New Yorker Philharmoniker wurde.

Mit nur 25 Jahren wurde er über Nacht berühmt, als er kurzfristig für Bruno Walter bei einem Radiokonzert mit den New Yorker Philharmonikern einsprang. Bernstein war später Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker, dirigierte u. a. das Israelische Philharmonische Orchester sowie die Wiener Symphoniker und leitete die Festival-Orchester in Tanglewood, Schleswig-Holstein und Sopporo. Als Dirigent und Interpret nahm er mehr als 300 Alben auf. Er hielt Vorträge an Universitäten sowie im Rahmen von Fernsehsendungen und schrieb Bücher über das Wesen der Musik.

„Warum schreiben Sie nicht mal eine nette Gershwin-Melodie?“ ist der Titel des 3. Kapitels aus Bernsteins „Freude an der Musik“. In einem erdachten Gespräch mit seinem Manager lässt er ihn sagen: „Sie sollten sich George zum Vorbild nehmen. […] Er schrieb Melodien, einfach und schlicht, zu Dutzenden. Melodien, an die man sich erinnerte und die einem nicht aus dem Kopf wollten. Er schrieb für die Leute und nicht für die Kritiker. Sie müßen lernen, einfach zu sein, mein Junge.“ Hierauf antwortete Bernstein: „[…] Man müße sich nur in den Geisteszustand eines Idioten versetzen und irgendeine blödsinnige Hillbilly-Melodie verfaßen. […]“ Aber das wollte ihm nicht gelingen, da er „schon eine Symphonie geschrieben [hatte], ehe er je an Schlager dachte.“Dabei würde er sich so glücklich schätzen, „auch nur einmal jemanden zufällig eine seiner Melodien pfeifen zu hören.“

Das sollte sich 1957 ändern: der Uraufführung seines von Shakespeares „Romeo und Julia“ inspirierten Musicals „West Side Story“ in Washington D. C. folgten 772 Broadway-Aufführungen innerhalb von zwei Jahren. Komponiert von Februar bis August 1957 unter Verwendung der Gesangstexte von J. Robbins und des Buches von A. Laurents, enthält das Werk Lieder, die bis heute bei hoher musikalischer Güte nicht an Popularität verloren haben.

Die beiden rivalisierenden jugendlichen Banden der New Yorker West Side, die US-amerikanischen „Jets“ und die puertoricanischen „Sharks“, werden mit Hilfe nord- bzw. lateinamerikanischer Tanzrhythmen cha¬rak¬terisiert. Der Kampf gegen einander und gegen die sie vernach¬läßigende, sozial hierarchisch geordnete, autoritäre Welt der verständnislosen Erwachsenen sowie die Grenzen überschreitende, tragisch endende Liebe zwischen der puertoricanischen Maria und dem „Jet“-nahen Tony werden in einer Verschmelzung von symphonischen wie jazz¬nahen Klängen, poetischer Lyrik, Straßenjargon und Tanz beschrieben.

1961 wurde das Musical verfilmt und mit 10 Oscars gewürdigt.

S. Ramin und I. Kostal, die die Orchestrierung für den Film übernommen hatten, halfen Bernstein im selben Jahr, Teile der „West Side Story“ in die „Symphonischen Tänze“ zu übertragen. In einer neuen, ununterbrochenen Sequenz auf Basis einer eher musikalischen denn inhaltlichen Ratio werden zunächst die Bandenrivalität im Prologue sowie die Träume nach Freundschaft, Friede und Harmonie in Somewhere und im Scherzo dargestellt. Es folgen die mitreißenden Rhythmen des Mambo während des kompetitiven Tanzes zwischen den Gangs und der Cha-Cha, bei dem sich Maria und Tony das erste Mal sehen. Ihr erster Wortwechsel wird in der Meeting Scene von zarten Streicherklängen umrahmt, bevor sich die Jets in Cool / Fugue im Zähmen ihrer Feindseligkeit versuchen. Der anschließende Rumble symbolisiert den Bandenkampf, in dem beide Anführer getötet werden. Die Musik steigert sich unaufhaltsam bis zum Höhepunkt, dem sich eine Flötenkadenz anschließt, die in das Finale überleitet. In tragischer Realität wird nach Marias „I have a love“ die Vision von „Somewhere“ erneut herauf beschworen. Der Zuhörer wird entlaßen mit dem Gefühl des Unerfüllten und dem Zweifel am Glück des irdischen Lebens.

Kerstin Paschke, Juni 2006

[/expand]

[expand title=“George Geshwin – Rhapsody in blue“]

„Ich höre sie als eine Art musikalischen Kaleidoskops von Amerika, unseres riesigen Schmelztiegels, unseres unnachahmlichen nationalen Elans, unseres großstädtischen Wahnsinns.“ George Gershwin

Am 3. Januar 1924 überraschte George Gershwins Bruder Ira ihn mit einer Zeitungsmeldung aus der New York Herald Tribune, in der für den 12.  Februar ein Konzert angekündigt worden war und für das er, George, ein Jazzkonzert schreiben würde.

Paul Whiteman, Initiator der Veranstaltung, hatte schnell handeln müßen um einem anderen Dirigenten, der ein ähnliches Konzert parallel geplant hatte, zuvor zu kommen. Schon früher hatte Whiteman George vorgeschlagen für ihn ein großes Konzertstück zu komponieren. Dieser hatte den Wunsch allerdings immer wieder hinausgeschoben. Nun sah er sich vor vollendete Tatsachen gestellt. Whiteman wollte eine Musik komponiert haben, in der die so genannte popular music aus Gershwins Songs und Musical-Comedies ausgeweitert, symphonisch gerahmt und doch so weit an die klaßische Musik angenähert werde, daß es auf Whitemans Lieblingßtichwort “ Symphonischer Jazz“ zutraf.

Gershwin geriet unter enormen Zeitdruck. Die Grundstruktur des neuen Stückes war jedoch schnell entwickelt, und am 25. Januar vollendete Gershwin seine Arbeit. Er hatte den Klavierpart und den Orchesterpart als Klavierauszug angefertigt, die Orchestrierung wurde in die Hände Ferde Grofés gegeben, dem Komponisten der auch heute Abend erklingenden Grand Canyon Suite.

Die beiden wurden über die gemeinsame Arbeit an der Rhapsody in Blue enge Freunde. Auch Ira Gershwin steuerte einige wertvolle Beiträge bei, so z.B. die Anregung für den langsamen Blues-Mittelteil. Er war es auch, der den endgültigen Titel des Werks formulierte. Ursprünglich schwebte Gershwin der Titel American Rhapsody vor. Der zweite Teil des Titels der Rhapsody in Blue geht nicht, wie nahe zu liegen scheint, auf den Begriff Blues und die dafür charakteristischen blue notes zurück, sondern hat den Ursprung in Gemälden des amerikanischen Impreßionisten James Whistler, deßen Außtellung Ira Gershwin besucht und Gemälde mit den Titeln Nocturne In Blue And Green und Harmony In Grey And Green entdeckt hatte.

Während der Probenzeit mit Paul Whiteman und seiner Band entstand auch das von dem Klarinettisten Roß Gorman als Scherz gemeinte und einfach eingefügte, mittlerweile berühmt gewordene Klarinetten-Glißando am Anfang. Gershwin hatte eigentlich an einen schnellen Lauf mit siebzehn Tönen gedacht, diese Idee dann aber zu Gunsten des Vorschlags Gormans verworfen.

Die Uraufführung der Rhapsody in Blue wurde ein voller Erfolg. Elektrisierend wirkte das neuartige Stück auf die Zuhörer: ein genuines Produkt amerikanischen Temperaments und Geistes. Man kann sagen, daß das von Whiteman so groß angekündigte Projekt ohne die Beteiligung Gershwins in komplette Vergeßenheit geraten wäre, denn die übrigen Programmpunkte erwiesen sich letztendlich als völlig bedeutungslos.

Die Rhapsody in Blue ist eine auf motivisch-thematischen Gestalten beruhende Komposition. Musikalische Einzelheiten werden hier zu einem Gesamtkomplex verschmolzen. Sie steht damit im klaren Gegensatz zu den traditionellen Formmustern, denn sie hat die Möglichkeit der Lockerung des formalen Gefüges.

Der langsame Teil in E-Dur fungiert als Mittelstück des Werkes und dient gewißermaßen als Ruhepunkt, der, bevor sich die Rhapsody in Blue dem Ende nähert, die Ruhe vor und quasi auch nach dem Sturm bezeichnet. Gershwin geht von der Zweiheit der Besetzung (2 Klaviere oder Klavier und Orchester) aus, d. h. er verteilt die thematischen Gestalten fast gleichmäßig auf beide Partner, sozusagen eine gleichberechtigte Partnerschaft. Das Stück hat keine Grundtonart, und somit gibt es auch kein hierarchisches Bezugsgefüge. Einzig und allein der große Rahmen, der gespannt wird durch die Tonarten B-Dur und Es-Dur (die Mitte des Stückes verfügt über diverse andere Tonarten), die beide das Stück sowohl ein- als auch ausleiten, kann schlußendlich doch noch den Eindruck einer allzu lose zusammengefügten Form verdrängen und dem Stück ein „harmonisches“ Ende verleihen.

Alexander Schindler, Juni 2006

[/expand]

[expand title=“Ferdinand Grofe – Grand Canyon Suite“]

liegt nicht vor…

[/expand]

[expand title=“Solist: Alexander Schindler„]

schindlerAlexander Schindler, 1983 in Managua (Nicaragua) geboren, begann im Alter von 3 Jahren mit Violinunterricht und erhielt vom 6. Lebensjahr an seinen ersten Klavierunterricht bei Brigitte Harder in Göttingen. Im Sommer 1999 wechselte er zu Christiane Breuer. Im Jahr 2000 bekam er, zusammen mit seiner Duopartnerin Lisa-Sophie Breuer, einen ersten Preis beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ in der Wertung „Klavier vierhändig“ in Hannover.

2001 wechselte er zum Jazz-Klavier über, wo er die ersten Jahre vom Göttinger Jazzpianisten Karsten von Lüpke unterrichtet wurde. Seit 2003 wird er von Christoph Buße, einem der derzeit renommiertesten Jazzpianisten Deutschlands, betreut.

Alexander Schindler war Mitglied der Big Band „Jazzaholics“ des Otto-Hahn-Gymnasiums Göttingen, mit der er im September 2004 beim Jazz-Festival im Deutschen Theater Göttingen auftrat und eine CD aufnahm. Er ist zudem Pianist der Jazzformation „Hawthorn Quartett“ sowie Keyboarder der Göttinger Reggae-Band „Tora Bora Allstars“, mit der er bereits in mehreren Bundesländern aufgetreten ist.

Alexander Schindler studiert Germanistik und Anglistik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Neben seinem Studium tritt er regelmäßig bei diversen Veranstaltungen als Pianist auf.

Nach der Aufführung eines Tangostücks für Streichorchester und Soloklavier des argentinischen Komponisten Astor Piazzolla im Sommer 2003 ist das heutige Konzert die zweite Zusammenarbeit mit der Akademischen OrchesterVereinigung Göttingen. (Juni 2006)

[/expand]